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Digitalisierung in der Musikproduktion

Mittlerweile ist ein Leben ohne technische Entwicklungen kaum mehr denkbar. Ganz gleich wo man hinsieht, ob am Arbeitsplatz oder in der Freizeit, die Digitalisierung hat sich durchgesetzt. Wie sieht es jedoch in der Musik aus und inwiefern beeinflusst die Digitalisierung die aktuelle Musikproduktion?

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Die Musik hat sich immer schon der Technik bedient

Der Einsatz von Technik stellt in der Musikproduktion kein neues Phänomen dar. Elektronische Musik und Technik bedingen einander. Auto-Tune Plugins und Synthesizer sind keine Fremdwörter mehr. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Musik schon immer auf technologische Entwicklungen angewiesen war, vor allem, wenn es um die Übertragung, Verwertung oder die Verstärkung von Effekten, Sound und Ton ging. Der technologische Wandel lässt sich als unumkehrbares Resultat innovativer Entwicklungen begreifen, welche sich beinahe auf alle unsere Lebensbereiche auswirken. Vor allem vor dem Hintergrund des Onlinestreamings oder den zwangsläufig notwendigen, flexiblen Veranstaltungskonzipierungen der jüngsten Zeit, lässt sich der Einfluss der Digitalisierung auf die Kunst- und Musikbranche nur schwer bestreiten. Neben virtuellen Vernissagen, Kunst- und Kulturhackathons, wurden Livestreams zu Musikkonzerten sowie Online-Sampling-Challenges gestartet. Diese Events verfolgen alle das gleiche Ziel: Kulturinteressierte, Musik- und Kunstschaffende zusammenzubringen, den Zugang zur Kunst sowie den gemeinsamen Austausch zu fördern. Aber wie verhält es sich mit der Produktion?

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Knebelverträge waren gestern, heute hängt alles in der Cloud

Inzwischen hat sich die Musikveröffentlichung fast ausschließlich ins Netz verlagert. „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.“ (Mey, 1974) Tatsächlich? Grammophone, Plattenspieler, Bandmaschinen sowie diverse Tonträger wurden im Laufe der historischen Entwicklungen durch immer modernere Wiedergabegeräte und Medien ersetzt, bis sie schließlich wegrationalisiert wurden, weil die Musik, überspitzt formuliert, nur mehr entspannt in der Cloud bzw. auf Plattformen verschiedenster Musik-Streaming-Dienste herumhängt. Das eröffnet neue, kostengünstige und vor allem unkomplizierte Möglichkeiten. Label und Vertrieb sind nicht mehr zwingend notwendig und alle können mitmachen. Aber ist das gut oder schlecht? Einerseits können dadurch Zugang sowie Verbreitung gesteigert werden, andererseits ist damit aber auch alles kurzlebiger und aus finanzieller Sicht zum Teil weniger lukrativ geworden. Physische Tonträger und haptische Werke verlieren an Präsenz. Die globale Vernetzung relativiert die Wertigkeiten durch die Fülle an Releases. Gleichzeitig fördert die Digitalisierung durch die Ersparnis von Zeit, Druck- sowie Produktionskosten auch Reichweite und Nachhaltigkeit. Dadurch bleiben die Produktionen jedoch vergleichsweise kürzer auf dem Radar, sind weniger greifbar und schneller ersetzbar. Es scheint demnach ein zweischneidiges Schwert zu sein. Das Comeback der Schallplatte, welches die Plattenindustrie aus dem Winterschlaf zurückholt, zeigt jedoch deutlich, dass wir im aktuellen Zeitalter in einem Spannungsfeld zwischen technologischen Entwicklungen und einer romantischen Rückwendung zum Analogen stehen.

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Die Paradoxie der Low Fidelity (Lo-Fi) – Nostalgie

Zeit- und kontextbedingt entwickeln sich Musikstile weiter, Formen etablieren sich und Subgenres entstehen. Kein Stein bleibt auf dem anderen, alles wird zerlegt und neu zusammengebaut. Mittlerweile fließen die Stile zusammen, nichts ist mehr eindeutig einem Genre zuordenbar, die Grenzen verschwimmen. In diesem Zusammenhang scheint Lo-Fi-Musik dabei immer mehr zum Trend zu werden. Lo-Fi steht für minimalistische, elektronisch produzierte Instrumentalmusik zwischen 60 und 90 bpm im Retrostil mit zahlreichen Subkategorien. Ähnlich wie die Musikrichtungen Lounge- oder Chillout-Musik, wird dieser Stil häufig im Lern- und Arbeitssetting, zur Entspannung oder als Hintergrundmusik genutzt. Im Gegensatz zu überladenen Highend-Hochglanzproduktionen wird alles bewusst minimalistisch gehalten, um das Publikum gezielt von der Musik weg, auf die eigentliche Aufgabe zu lenken. Das Absurde daran ist, dass die Produktionen zwar digital hergestellt und bearbeitet werden, jedoch das Ziel verfolgen, analog zu klingen. Diese Musikproduktionen spiegeln die Ambivalenz zwischen analogen Tonträgern und digitalem Minimalismus wider. Die Höhen werden bearbeitet, die Qualität wird künstlich reduziert, um eine dezente Vintage-Klangästhetik zu erzielen. Anhand von Filtern und diversen Plugins werden digitale Knister- oder Rauschgeräusche generiert, um einen Schallplatten-Retro-Sound zu imitieren. Das Erstaunliche daran ist, dass es funktioniert und boomt!

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Entspannungsmusik am Arbeitsplatz

Sei es im Auto auf dem Weg zum Arbeitsplatz, im Fahrstuhl oder im Büro – rund um die Uhr scheinen wir musikalisch beschallt zu werden. Entspannungsmusik kommt immer häufiger zum Einsatz, unaufdringliche Musik kann Stress reduzieren, Produktivität und Motivation am Arbeitsplatz fördern. Als Easy Listening Musik eignet sich Lo-Fi-Musik dafür, die Kreativität und Konzentration im Arbeitssetting positiv zu beeinflussen.

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Soundproduktion an der FH St. Pölten

Die Fachhochschule St. Pölten bietet zahlreiche, vielfältige Studiengänge und fördert damit die Kreativität der Studierenden. Im Rahmen der Studien Medientechnik und Audiodesign können an der FH in den Audiolabs Musiktheorie und -produktion, Technologien medialer Musikproduktion sowie Sounddesign praktiziert werden. Vor allem die Masterklasse Audiodesign widmet sich in den Laboren unter anderem den Sprach-, Gesangs- und Instrumentalaufnahmen sowie Mixing und Mastering. Zudem verfügt der Campus über einen Equipment-Verleih für Lautsprecher, Mikrofone und andere technische Geräte sowie über ein eigenes Campus- und City-Radio.

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Fachhochschule St. Pölten/FH St. Pölten

csc@fhstp.ac.at

Campus Platz 1 3100 St. Pölten

Daniela Boso

Teamassistentin FH-Service Forschung und Wissenstransfer

www.fhstp.ac.at

+432742313228298

Fachhochschule St. Pölten GmbH, Campus-Platz 1 3100 St. Pölten

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