Wie soll Scheibbs in Zukunft aussehen? Diese Frage stellte sich Bürgermeister Franz Aigner beim Bau einer zusätzlichen, achten Brücke über die Erlauf. Das die Brücke gebaut wird, war beschlossen, aber welches Brückenmodell tatsächlich umgesetzt wird, sollten die Bürgerinnen und Bürger von Scheibbs mitbestimmen. Bei der Durchführung dieser Umfrage ging der Bürgermeister neue Wege. Unterstützt wurde er dabei von den Expertinnen und Experten des Bundesrechenzentrums und ihrer E-Partizipations-Lösung BRZ eDem.
In einem österreichweit einzigartigen Innovationsprojekt kooperierten die Stadt Scheibbs und das Bundesrechenzentrum bei der Bürgerbeteiligung rund um das Design einer achten Brücke über die Erlauf. Drei ausgewählte Entwürfe standen zwischen 9. und 20. Dezember 2019 zur Abstimmung und konnten mit Hilfe einer Virtual Reality (VR) Brille im Scheibbser Rathaus besichtigt werden. Innerhalb der 3D-Umgebung konnte der Bürger bzw. die Bürgerin direkt das favorisierte Modell auswählen und noch während der virtuellen Begehung einen elektronischen Abstimmungsvorgang starten.
Die Stimmabgabe war nur für Bewohner/innen der Stadt Scheibbs möglich, da diese vor Start der Abstimmungsphase einen „Token“, also eine einmal verwendbare elektronische Stimmkarte erhalten hatten. Mit dem Einsatz des Tokens konnte die Stimmabgabe anonym erfolgen, ohne dass auf die Identität der abstimmenden Person Rückschlüsse gezogen werden konnten. Zudem konnte jeder Token nur ein einziges Mal verwendet werden. Mehrfache Stimmabgabe war nicht möglich. Abstimmen konnte man direkt im Rathaus oder unter www.scheibbs.gv.at/befragung sowie per Handy. Dazu musste der Token manuell eingegeben oder der QR-Code mit der Handykamera gescannt werden.
„Gemeinsam mit Scheibbs zeigten wir bei diesem Projekt, dass elektronische Bürgerbeteiligung einfach und sicher möglich ist - und zwar Dank der ausgereiften Software-Lösung BRZ eDem. Dieses in der Blockchain abgesicherte Tool für E-Partizipation kann Städte und Gemeinden unterstützen, Verwaltungsagenden für den Bürger und die Bürgerin so einfach und sicher wie möglich zu machen“, so Mag. Clemens Schwaiger, Bereichsleiter der Bereiche Product Management und Digital Advisory im BRZ. „Die VR-Abstimmung in Scheibbs soll auch andere Städte und Gemeinden motivieren, Verwaltungsagenden in die digitale Gegenwart zu bringen. Das BRZ unterstützt dabei gerne und bringt seine Erfahrungen und Produkte aus dem Bereich eGovernment ein.“
BRZ eDem ist eine auf der Blockchain-Technologie basierende eDemocracy-Lösung, die vom BRZ entwickelt wurde. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Sicherheit, Zuverlässigkeit und Transparenz beim Abstimmungsprozess. Durch die Trennung von Identität und digitaler Wahlurne ist die Abstimmung anonym, gleichzeitig wird jedoch sichergestellt, dass nur eine einmalige Stimmabgabe möglich ist. BRZ eDem soll in Zukunft Beteiligungsprozesse in Städten und Gemeinden für Bürgerinnen und Bürger sowie für die durchführenden Organe vereinfachen.
Das BRZ ist der marktführende Technologiepartner des öffentlichen Sektors in Österreich. Es entwickelt und beschreibt mehr als 400 IT-Anwendungen und E-Government-Lösungen (z.B. FinanzOnline, oestzerreich.gv.at). Darüber hinaus verfügt es über eines der größten Rechenzentren des Landes und hüptet den Datenschatz der Republik.
Am Mittwoch, den 08. Jänner 2020 wurde im Scheibbser Rathaus das Abstimmungsergebnis bekannt gegeben. 973 TeilnehmerInnen (von 4503 Stimmberechtigten) nahmen an der Abstimmung teil, das ist eine Beteiligung von 21,61 %.
Als Sieger ging der Entwurf C (Tetratop) hervor - dieser erhielt 3344 Sterne. Die Variante B (Fischbauch) erhielt 2851 Sterne, die Variante A (Edelrost) 2365 Sterne. Damit kommt das Brückengeländer in der Variante Tetratop, in Edelrost gehalten, zur Umsetzung.