Mit Hilfe eines Sandpit-Workshops werden innerhalb mehrerer Tage menschenzentrierte, exzellente Ideen und Services von Ideenbringer*innen mit Fachwissen aus unterschiedlichsten persönlichen und beruflichen Bereichen und verschiedenen Altersstufen, unterstützt durch ein Expertenteam, erarbeitet. Im Vordergrund steht dabei die gemeinsame kreative Zusammenarbeit dieser Personen. Der Sandpit-Prozess bietet Raum für völlig neue Ideen und die Chance, diese weiterzuentwickeln und auch zu verwirklichen.
Bei diesem Sandpit-Workshop haben sich insgesamt drei Tage lang 30 Personen aus unterschiedlichen Lebens- und Berufslagen mit dem Thema „gelingendes Dorfleben und Digitalisierung“ beschäftigt. Folgende fünf Experten haben diesen Prozess dabei begleitet:
Alex Polleres
leitet das Institut für Daten-, Prozess- und Wissensmanagement der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Wien), an dem er seit September 2013 als ordentlicher Professor im Bereich „Data and Knowledge Engineering“ tätig ist. Er ist außerdem Fakultätsmitglied des Complexity Science Hub Vienna und war 2018 Gastprofessor an der Stanford University in den USA.
Jan Adam
Doktorand am Lehrstuhl für Public und Nonprofit Management der Universität Potsdam. Er promoviert über das Management der Digitalen Transformation in der öffentlichen Verwaltung. Insbesondere forscht er zu der Rolle von öffentlichen Top-Managerinnen, wie beispielsweise Dezernenteninnen oder Abteilungsleiter und deren Einfluss auf den Outcome von Digitalisierungsprojekten.
Gerald Swarat
Historiker und Germanist und leitet hauptberuflich das Berliner Büro des Fraunhofer Instituts für Experimentelles Software Engineering IESE. Er ist Autor des Buches „Smartes Land- von der Smart City zur Digitalen Region“ und Gründer des Co:Lab Denklabor & Kollaborationsplattform für Gesellschaft & Digitalisierung e.V.
Raphaela Kaisler
promovierte im Fachbereich der Psychologie und studierte Molekularbiologie und Wissenschaftskommunikation an der Universität Wien und der Dublin City University. Sie leitet das Team für “BürgerInnenbeteiligung in der Forschung” am Open Innovation in Science Center der Ludwig Boltzmann Gesellschaft.
Susanne Gill
Diplom-Geographin und Projektleiterin in diversen Projekten bei der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz. Hier beschäftigt sie sich seit einiger Zeit mit der Frage, wie eine Gesellschaft von morgen aussehen könnte und welche Bedarfe eine solche Gesellschaft in der Zukunft haben kann.
…doch was kam tatsächlich bei diesem Prozess heraus?
Schlussendlich haben sich nach drei intensiven Workshoptagen fünf konkrete Projektideen ergeben, um mit Hilfe von Digitalisierung ein gelingendes Dorf- und Gemeindeleben voranzutreiben:
MIT! ist die Verbindung von Mitfahrgelegenheiten und allen öffentlichen Verkehrsmitteln in einer Anwendung. Es zeigt in Echtzeit den Individualverkehr der User an, zum Beispiel wo jemand gerade mit dem Auto unterwegs ist (nur bei Zustimmung der User). Das System ist mitlernend und erkennt Standardrouten des Fahrers/der Fahrerin nach einiger Zeit (zum Beispiel: Arbeitswege). So kann ein/e potentielle Mitfahrer/in leicht mit einem Klick eine Anfrage stellen. Zukünftig sollen auch Kalendereinträge automatisch mit der App verbunden werden, sowohl für Mitfahrende wie auch für Fahrer*innen. Zusätzlich zu dieser digitalen Anwendung wurde ein physischer Mobilitätshub in den Gemeinden geplant, der strategische Überlegungen hinsichtlich eines „Verkehrszentrums“ bündelt. Damit werden Verkehrsdrehscheiben in den Gemeinden angelegt, wo zum Beispiel die Busse wegfahren, wo der Arzt bzw. die Ärztin, ein Lebensmittelgeschäft sich ansiedeln und somit gut erreichbar sind.
ZAUMKUMMA funktioniert als Plattformlösung für die Anliegen und Interessen von Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürgern. Diese verbindet auf einfache Weise Personen, die Kontakt in einer Gemeinde suchen, vielleicht neu zugezogen sind und gleiche Interessen haben. Zum Beispiel finden sich dort Personen, die gerne gemeinsam stricken oder laufen gehen. Um auch wenig technikaffine Menschen zu erreichen, werden Dorfbuddies eingesetzt, die helfend bei der Anwendung der digitalen Lösung zur Seite stehen. Dorfbotschafter*innen werden in dieser Plattform jene Menschen genannt, die online verschiedene Vereine repräsentieren und als Erstansprechpartner*in dienen, um so eventuell leichter einen Zugang zu neuen Mitgliedern zu finden.
SPACEAPP fokussiert sich einerseits auf die Bereitstellung von Informationen in einer Region / Gemeinde und andererseits auf die Digitalisierung der Nachbarschaftshilfe. Die Informationen selbst kommen dabei nicht von der Gemeinde, sondern von den Bürger*innen. Auch Informationen zu Hilfeansuchen kann in Form von „Brauche Hilfe bei …“ in der digitalen Lösung angezeigt werden. Dieser Kanal kann von der Gemeinde, den Vereinen und von der Zivilgesellschaft eigenständig verwendet werden. Ist man als Bürger*in in diesem digitalen Netzwerk aktiv, verdient man sich „Nachbarschaftspunkte“. Diese kann man dann entweder wieder gegen andere Leistungen eintauschen oder in einem „OpenSpace“ der Gemeinde aufbrauchen. Zusätzlich ist ein direkter Infokanal der Gemeinde/Bezirk/Land geplant, um die Einwohner*innen über wichtige Informationen der Verwaltung zu informieren.
NENA – DAS NACHBARSCHAFTSNETZWERK ist eine Plattformidee, in der sich Bürger*innen einer Gemeinde mit Ideen einbringen und auch Verantwortung zum „Selbsttun“ übernehmen können. Hier können Projektvorschläge, aber auch Anliegen deponiert werden, die anschließend von Bürger*innen selbst, von Unternehmen oder Vereinen wie auch von der Gemeinde unterstützt, übernommen oder umgesetzt werden können. Dadurch wird das Miteinander in der Gemeinde gestärkt und aktiv vorangetrieben.
DAS FRANZ – eine futuristische, visionäre Idee, die die Zukunft eines smarten Dorf- und Gemeindelebens beschreibt. Es werden die Bedürfnisse der Menschen in den Vordergrund gerückt und physische Räume mit digitaler Assistenz kombiniert. Diese organisiert mittels Sprachsteuerung zum Beispiel den Mittagstisch im Coworking Space, individuelle Mobilitätslösungen und findet mittels Interessensmatching neue soziale Kontakt.
Die entstandenen Projektideen wurden bereits im September bei einer Informationsveranstaltung vorgestellt. Der E³UDRES² Hackathon der FH St. Pölten zum Thema „Smart & Sustainable Regions“ setzte sich unter anderem mit dem Thema NENA – Nachbarschaftsnetzwerk weiter auseinander.
Im Zuge des vom Land Niederösterreich geförderten Digital Innovation Hub OST (DIH-OST) werden alle Projektideen nochmals aufgegriffen, vertieft und als Prototyp mit interessierten Gemeinden weiterentwickelt.
Wie das Endergebnis schlussendlich aussehen wird, steht derzeit noch im technologischen Universum. Dass der Stein mit dieser Aktion ins Rollen gebracht wurde, ist allerdings ein erster Schritt in die gemeinsame digitale Richtung.
Amt der NÖ Landesregierung
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